Hausgeräuchertes Rinderfilet mit Rote Bete, Speckbohnensalat und Kräuterfocaccia

Vorspeise für 4 Personen von Peter Wagner

Hausgeräuchertes Rinderfilet mit Rote Bete, Speckbohnensalat und Kräuterfocaccia

Wichtig beim heimischen Räuchern in geschlossenen Räumen ist ein guter Dunstabzug oder ausreichend Frischluft. Selbst wenn der Räuchertopf nur zwei Mal kurz geöffnet werden muss, tritt ordentlich Qualm aus. Bei Verwendung von harzfreien, als Räuchermittel verkauften Kirschholzspänen und einem wirklich gut schließenden Topfdeckel entsteht aber nicht mehr Geruchsbelästigung in der Wohnung als zum Beispiel beim scharfen Anbraten von Steaks oder Zwiebeln.

 

Räuchern ist besonders in den kälteren Jahreszeiten eine schöne Ergänzung zu den gängigen Garmethoden – solange das typische Räucheraroma nicht übertrieben stark den Eigengeschmack des Fleisches oder Fisches übertönt. Dieses leicht wilde, erdverbundene, archaische Aromenspektrum passt hervorragend zu typischen Spätherbstgenüssen wie Rote Bete, Meerrettich oder Bohnen.

 

Alle Drei spielen neben dem Fleisch die weiteren Hauptrollen in unserem Rezept: Die Bete kommen karamellisiert und mit Portwein glasiert, sowie roh als winzige Würfelchen in einem mild abgeschmeckten Salat mit Haricot verts auf den Tellern, der hauchfein geriebene frische Meerrettich über dem Filet bläst die in diesen Wochen oftmals leicht verstopfte Nase frei.

 

Schließlich soll es nicht schon wieder heißen, wir würden hier nur viel Rauch um Nichts machen.

 

© 2012 Peter Wagner/kochtext
Vorbereitungszeit: 1 Stunde
Zubereitungszeit: 1 Stunde, 30 Minuten
Level: sous chef
Zubereitungsart: sequentiell

Zutaten

Focaccia
300 g Weizenmehl Type 550
20 g Hefe, frisch
150 g Wasser, handwarm
30 ml Olivenöl
1 EL Honig
1 TL Salz
2 EL Olivenöl natives extra, fruchtig
2 EL Rosmarinspieße (Triebspitzen von frischem Rosmarin)
1 EL Kräutersalz, grobkörnig
Rote Bete
4 Stück Rote Bete, roh
4 EL Rohrzucker, braun
100 ml Portwein, rot
1 Stück Sternanis
6 Stück Zimtblüten
30 ml Balsamicoessig, 12 Jahre gereift
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
Salat & Garnitur
2 Stück Schalotten
30 g Butter
100 ml Weißwein, trocken
50 ml Sherry, trocken
100 ml Geflügelfond
50 ml Sherryessig
1 EL Balsamicoessig, weiss
1 Prise Salz und Pfeffer aus der Mühle
250 g Keniabohnen
4 EL Karottenbrunoise
2 EL Schalottenbrunoise
2 EL Speck, geräuchert (Würfel)
2 EL Haselnussöl
1 TL Bohnenkraut , frisch
5 EL Olivenöl, natives, extra
1 Prise Meersalz
1 EL Rosmarin, frisch
1 EL Meerrettich , frisch gerieben
4 Scheiben Tondo di Chioggia
1 Prise Meersalz, fein
etwas Wildkräuter, gemischt
Rinderfilet
100 g Kirschholz
6 Stück Wacholderbeeren
400 g Rinderfilet, pariert
2 EL Pflanzenöl
1 Prise Meersalz, fein
1 Prise Pfeffer, bunt, frisch gemahlen
etwas Zitronensalz

Wein-Tipp

Bergdolt-Reif & Nett "1838" Rotweincuvée trocken 2013

 

Die Bergdolt-Reif & Nett "1838" Rotweincuvée trocken leuchtet purpurviolett im Glas. Die Nase zeigt sich aromatisch mit pfeffrigen Noten, Brom- und Himbeeren, Pflaumen und schwarzen Kirschen. Ein Hauch Zartbitterschokolade und süßliches Lakritz ergänzen. Zarte Karamell- und Holznoten kommen nach ein paar Minuten ebenfalls zum Vorschein. Im Mund angekommen, offenbart sich der Bergdolt-Reif & Nett "1838" als fruchtig und würzig mit vielen Beeren, feinen und festen Tanninen und einem dichten und von einer zarten Fruchtsäure durchzogenen Gesamteindruck. Der Abgang zeigt mineralische Noten nach Graphit, während im Nachhall beerige Aromen mit einem Schuss Pfeffer nachklingen. Lecker. Text: BELViNi.DE 2013

 

Bewertung & Awards

Martin S. Lambeck in der Bild am Sonntag über dem Bergdolt Reif & Nett "1838": "Dieser leckere und sehr überzeugende Rotwein ist eine Cuvée aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot, Lagrein und Dornfelder. [...] Im Aromenspektrum finden wir Zimt, Schwarzkirsche, Pfeffer und Marzipan. Der Wein ist eine wahrhafte Rotwein-Entdeckung und obendrein auch noch preiswert!"

BELViNi.DE 2013: 88 Punkte für 2013

BELViNi.DE 2013: 88 Punkte für 2012

Selection: 3 Sterne (sehr gut) für 2012

Wein-Plus: "Sehr gut" für 2011

 

Weinerzeugung

Die Bergdolt-Reif & Nett "1838" Rotweincuvée reifte im großen Holzfass und teilweise im Barrique. 

 

Musik-Tipp

Vogelwilde Mischung aus Bete, Bohnen, Rauch und Schärfe – da passt als Küchenbeschallung hervorragend Grenzgang-Jazz jeder Art. Während die deutsche Formation [re:jazz] auf „Kaleidoscope“ (Alive) ihr 10jähriges Bandjubiläum mit gewohnt lässigem Loungegroove und einigen herausragenden Vokal-Gastparts (darunter auch die Brand New Heavies-Sängerin N’Dea Davenport) feiert, mixt das Unity Sextet auf „Time To Shine“ (Légére) unbekümmert (Instrumental-) R&B, Soul, Funk, Acid Jazz und verstrahlte 70-er-Drogenklangwelten.

Zubereitung

Focaccia

Hefe mit Schneebesen im Wasser auflösen, Salz, Öl und Honig unterrühren. Mehl in die Schüssel dazu sieben und zu einem glatten Teig kneten (geht auch mit Küchenmaschine oder dem Teigprogramm der Brotbackmaschine).

 

 

Teig mit einem feuchten Leintuch abdecken und 30 Min. an einem warmen Ort gehen lassen. Teig kurz durchkneten und erneut 20 Min. abgedeckt gehen lassen. Inzwischen Backofen auf 220º Grad Umluft vorheizen. Auf bemehltem Backpapier den Teig mit den Händen zu einem flachen Fladen formen, mit den Fingerkuppen mehrere Vertiefungen eindrücken.

 

 

 

Mit dem Papier auf ein Backblech heben. Mit den 2 EL Olivenöl einpinseln

 

 

 

und mit dem groben Salz und den Rosmarinnadeln gleichmäßig bestreuen.

 

 

Focaccia auf mittlerer Schiene ca. 18-20 Min. goldgelb backen, auskühlen lassen.



Rote Bete

Bete ungeschält, aber gewaschen im Backofen bei 160º Grad 45 Min. garen. Auskühlen lassen und schälen (oder vorgegarte Bete einsetzen). Bete halbieren und von der Mitte nach außen je 4 möglichst gleich große Halbkreise mit ca. 1 cm Dicke schneiden, die aufrecht gestellt werden können.

 

 

Restliche Abschnitte in Brunoise schneiden und 4 EL davon für den Salat bereit halten.

 

 

 

In Pfanne den Zucker karamellisieren,

 

 

mit dem Portwein ablöschen und auflösen. Sternanis und Zimtblüten zugeben, kurz aufkochen, Balsamico zugeben und Pfanne vom Herd ziehen. Bete-Scheiben einlegen, salzen und pfeffern. Scheiben je 30 Min. auf jeder Seite marinieren. Bis zum Servieren in der Marinade lassen.

 



Salat & Garnitur

Für die Salatsauce die Schalotten häuten und klein hacken, in der Butter kurz anschwitzen, mit Wein ablöschen.

 

 

Komplett reduzieren, Sherry, Fond, Essig zufügen, beherzt mit Pfeffer und Salz würzen. Topf vom Herd nehmen und 30 Min. ruhen lassen. Durch Sieb passieren, Marinade auffangen.

 

 

Bohnen (Haricot verts oder Keniabohnen) putzen und in sehr feine Scheibchen schneiden.

 

 

Marinade erneut aufkochen, Bohnen zugeben und 3 Min. kochen.

 

 

1 Min. vor Gar-Ende die Karottenbrunoise

 

 

zugeben. Vom Herd nehmen, Haselnussöl einrühren und im Topf abkühlen lassen.

 

 

Vor dem Servieren abseihen, Schalottenbrunoise,

 

 

Speckwürfelchen (in Brunoise-Größe!),

 

 

sehr fein gehacktes Bohnenkraut und Betebrunoise unterheben.

 

 

 

Für die Garnitur Öl, Rosmarin und Salz im Blitzhacker mixen

 

 

, Salat waschen und trocknen, Rübenscheiben

 

 

mit Salz einmassieren.

Rinderfilet

Kirschholzspäne (wenn nur Chips erhältlich sind, sollten diese in einem starken Mixer/Blender

 

 

zu Spänen verarbeitet werden)

 

 

in 1 Liter Wasser 20 Min. einweichen, auf Küchenhandtuch 10 Min. antrocknen lassen. Sehr großen WOK mit Alufolie auslegen, Späne und Wacholder einschütten.

 

 

Fleisch in ca. 3-4 mm dicke Scheiben schneiden (geht einfacher, wenn das Filet vorher angefrostet wird).

 

 

Scheiben beidseitig mit dem Öl einpinseln und einseitig mit Salz und Pfeffer würzen.

 

 

Fleisch mit der gewürzten Seite nach oben auf ein Gitter legen, das in den WOK gestellt/gehängt werden kann.

 

 

Wok auf Herd stellen, mit möglichst dicht schließendem Deckel schließen, Herd voll aufdrehen. Wenn der Innenraum des WOK voller Rauch ist, Fleisch auf Gitter in den WOK stellen, möglichst schnell den Deckel schließen,

 

 

WOK nach 30 Sek. vom Herd ziehen und 2 Min. geschlossen halten. Fleisch entnehmen

 

 

und ggf warm stellen. Wenn ein starkes Raucharoma erzielt werden soll, 5-7 Min. im Rauch lassen, nicht länger, dann wird der Geschmack zu bitter.

Anrichten

Dunklen Rand vom Focaccia entfernen, Brot in schmale Streifen schneiden.

 

 

Je 2 Streifen pro Teller auflegen, Rest a part servieren. Rosmarinöl mit Pinsel auf die Teller streichen.

 

 

Bohnensalat verteilen,

 

 

Rote Bete-Halbkreise aufrecht stellen. Fleisch passend zuschneiden

 

 

und anlegen, mit Meerrettich (auf feiner Microplane-Reibe zu Schnee gerieben)

 

 

und dem Zitronensalz bestreuen. Chioggia diagonal bis zum Mittelpunkt einschneiden, zu Tüte formen, anlegen und mit etwas Bohnensalat füllen. Mit den Wildkräutern ausdekorieren und servieren.

 

Chef de Cuisine

Peter Wagner

Peter Wagner

Peter Wagner

Kocht länger als er für Geld schreibt – seit 1976. Der Musikjournalist lebt in Hamburg und liebt alles, was mit Verstand und Hingabe aus frischen Zutaten zubereitet wird. Seit 2007 schreibt er die Samstags-Kolumne „Tageskarte“ auf Spiegel online. Weitere Infos bei seiner Agentur kochtext...

monsterkoch@kochmonster.de
www.kochtext.de