King Adz
"Das Urban Cookbook"
„Dieses Buch“, heißt es in dessen Einleitung, „kann im Prinzip jeder gebrauchen.“ Das Motto ließe sich auch noch anders fassen: Dieses Buch, behaupten wir mal, braucht eigentlich niemand. Jedenfalls kein ambitionierter Koch, dem an der Qualität seiner Speisen gelegen ist. Was nämlich die Pop-Hipster dieser Welt auf den Tisch bringen und in diesem Werk beschreiben, kann jedem Gourmet getrost gestohlen bleiben.
Für die allerdings ist das Werk erkennbar auch gar nicht geschrieben. Vielmehr fasst das Buch auf immerhin 260 Seiten zusammen, wovon in den hippen Metropolen New York, Paris, Berlin, Amsterdam und London momentan gerade so die Rede ist und listet eher nebenbei auch noch auf, was die Hipster jener Städte notfalls so auf den Teller bugsieren, wenn der benachbarte Bringservice schon Dienstschluss hat.
Sieben Schrittmacher modernen Lebens listet dafür jeder den fünf Metropolen gewidmete Teil, und wenn dieselben sich über Modernismen, Trends und DoNots ihrer jeweiligen Städte hinlänglich geäußert haben, setzen sie dem Ganzen auch noch eine kulinarisch fragwürdige Krone auf. Im Grunde folgen die Rezepturen der Streetgang-Vorreiter einem gleichermaßen simplen Rezept: Wie kriege ich ohne große Mühe, ohne Zeitaufwand und besondere Sorgfalt meine Gäste satt, bevor sie wie üblich abstürzen?
Das Desaster beginnt mit einem New Yorker Chili con Carne, dem die bekanntermaßen für dieses absolut nicht unraffinierte Gericht total ungeeigneten Dosenbohnen empfohlen werden, und es endet (nicht chronologisch, aber qualitativ) mit einem Rezept für Boeuf Stroganoff aus Berlin, für das „hochwertiges Rindersteak“ zuerst angebraten und dann eine gute Stunde lang geschmort wird. Wer das unter aller Garantie total trockene und geschmacksfreie Ergebnis dann tatsächlich essen, geschweige denn kauen soll, erfahren wir hier leider nicht.
Immerhin erfüllt dieses Buch eine Funktion, die anderen Kochbüchern fehlt: Es macht jedem relativ schnell klar, in welchem Umfeld Rezepte absolut keinen Sinn machen. Um Künstler, Trendsetter und Stil-Ikonen besagter Metropolen in einem Buch zu verewigen, hätte es nicht auch noch ihrer bemüht zusammen gefegten Lieblingsrezepte bedurft.
Fazit: Wer sich für die Young Lions besagter Metropolen interessiert, der darf hier gern mal reinschauen. Wem es um relevante Rezepturen geht, der suche sich doch lieber ein anderes Werk aus. Etwa eines, in dem vielleicht: Köche! den Ton angeben.
Pim Techamuanvivit; Das Foodie-Handbuch
Christian Rach; Das Kochgesetzbuch
Nicole Stich; Delicious Days
Maggi; Die besten Rezepte aus 50 Jahre Maggi Kochstudio: Kochende Leidenschaft
Steffen Sonnenwald, Auwa Thiemann; Fish’n’Fun – Kochen + Angeln
Sven Dörge; Grillen: Techniken, Tricks & Rezepte
Ludger Fischer; Kleines Lexikon der Küchenirrtümer
Konny Reimann; Konnys Barbecue-Bibel